Das Problem der künstlerischen Übersetzung: Beschränkungen und Chancen

TSU, 202 - 16.20-16.45

Im Vortrag werden die theoretischen Aspekte der Übersetzung behandelt, mit besonderem Fokus auf die Übersetzung künstlerischer Texte. Zu Beginn werden die semiotischen Grundlagen der Übersetzung betrachtet sowie die konzeptuellen Schemata, auf denen dieses Konzept beruht, analysiert. Durch die Gegenüberstellung mit der maschinellen Übersetzung und mit der Übersetzung von Texten in künstlichen Sprachen wird die Spezifik der literarischen Übersetzung veranschaulicht. Die Hauptschwierigkeiten, mit denen der Übersetzer konfrontiert wird, werden in folgende Gruppen aufgeteilt:

  1. Konzeptualisierungsprobleme, die darin bestehen, dass die konzeptuelle Gliederung der Welt (sowie die damit verbundene Lexikalisierung) in verschiedenen Kulturen auf unterschiedliche Weise erfolgt.
  2. Das Problem der phonosemantischen Verbindungen und des Lautsymbolismus, das die Möglichkeit einer adäquaten Übersetzung, insbesondere von poetischen Texten, wesentlich erschwert.
  3. Das Problem der Wiedergabe des kulturellen Kontextes bei der Übersetzung von Texten, die in kulturtypologischer und/oder chronologischer Hinsicht weit voneinander entfernt sind.

Diese Problemstellen werden im Lichte der Kultursemiotik Jurij Lotmans analysiert. In seinem Ansatz wird die prinzipielle Wichtigkeit der inkorrekten, von der Norm abweichenden Übertragung im Kommunikationsmechanismus der Kultur unterstrichen. Nach Lotmans Auffassung schafft eine korrekte Übersetzung keine Bedingungen für die Generation neuer Information. Somit lässt sich der Schluss ziehen, das gerade die Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten der Übersetzung die Voraussetzungen für eine kreative Entwicklung der Kultur schaffen.