Toleranzproblemeatik und Aufklärungsideal bei Lessing und Zülfü Livaneli

TSU, 212 - 14.40-15.05

Zülfü Livaneli stellt literarisch auch auch in seinem letzten Roman ‘Huzursuzluk’[1] (Unruhe) die Toleranzproblematik, somit das Misslingen der Entwicklung eines pluralistischen Bewusstseins als das Hauptmotiv dar. Er setzt sich aus dieser Perspektive in dem Kapitel „Betrunken vom eigenen Blut“ aus diesem Roman mit narrativen Fragen wie „Warum wird in diesem Land ständig Blut vergossen?“, „Warum zerfleischen die Menschen sich gegenseitig?“ oder „Warum werden Minderheiten und Schwächere ständig angegriffen?“ mit einem ästhetischen Einfühlvermögen auseinander.

Dass der Autor in diesem Roman die  Hintergründe von Neigungen wie die “der Ausgrenzung”, “der Unterwerfung” oder “der Auslöschung” aus den Perspektiven eines alten Weisen aus Mardin namens Onkel Fuat und der eines yezidischen Murschids mit dem Namen Seyda schildert, fördert die ästhetische Qualität und Assoziationskraft seiner Erzählung und ist ein Aspekt, der das Interesse des Lesers verstärkt.     

Eine der Kernfragen, mit denen sich Zülfü Livaneli in seinem literarischen Gesamtschaffen auseindersetzt und literarisiert, ist die althegebrachte Frage “warum neigt der Mensch dazu, sich mit seinem eigenen Blut zu betrinken?”

Die von Livaneli in diesem Rahmen im Roman ‘Unruhe’ entworfenen zwei älteren Weisen, von denen einer Moslem und der andere Yezide ist, erinnert mich an Lessings bedeutendes Werk “Nathan der Weise”. Es gibt eindeutige Parallelen bzw. thematische Ähnlichkeiten zwischen dem Roman  “Unruhe” und dem Drama “Nathan der Weise”. In den genannten Werken haben beide Autoren zu verschiedenen Epochen literarisiert.

 

[1] Zülfü Livaneli (2017): ‘Huzursuzluk- Unruhe’; Doğan Egmont Yayınları, İstanbul