Die Problematik des Beitrags bewegt sich im Bereich der Kulinaristik, eines relativ neuen interdisziplinären Forschungsgebiets, das sich mit der kulturellen Kodierung von Essen und Trinken befasst. Der kulinarische Code in literarischen Texten, Filmen, in der darstellenden Kunst usw. wird im Rahmen des postmodernen wissenschaftlichen Paradigmas, das die Hierarchie des „Hohen“ und „Niedrigen“, „Wesentlichen“ und „Unwesentlichen“ umgeworfen hat, immer häufiger zum Untersuchungsgegenstand (vgl. z.B.: Escher, Felix; Buddeberg Claus (Hg.) Essen und Trinken zwischen Ernährung, Kult und Kultur. Zürich, 2003;Wilk, Nicole M. Esswelten. Über den Funktionswandel der täglichen Kost. Frankfurt am Main, 2010; Kofahl, Daniel; Fröhlich, Gerrit; Alberth, Lars (Hg.) Kulinarisches Kino. Interdisziplinäre Perspektiven auf Essen und Trinken im Film. Bielefeld, 2013 und andere). Als methodische Basis für diese Studie gelten die Thesen von Gerhard Neumann über die Interferenzstruktur von der Materialität von Nahrungsvorgängen und der Symbolizität von verbalen und visuellen Zeichen (vgl. z. B.: Neumann, Gerhard Das Essen und die Literatur In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch. 1982. № 23. S. 172–190)
Eine besondere Rolle spielt der kulinarische Code in literarischen Texten, die zur „Migrantenliteratur“ gezählt werden und in Filmen, die man in Zusammenhang mit dem Phänomen von culture clash bringt. Man kann feststellen, dass Essen und Trinken in solchen Texten oft als „eigen“, „anders“ oder „fremd“ konnotiert erscheinen und damit eine der Grundstrukturen der Kultur widerspiegeln.
Anhand zweier Texte, die von AutorInnen mit dem Migrationshintergrund verfasst sind – der Bücher von Peter Weil und Alexander Genis „Russische Küche im Exil“ (2013) und von Wladimir Kaminer und Olga Kaminer „Küche totalitär“ (2016) – wird die Darstellung von Essen und Trinken, darunter auch von der georgischen Küche, der in den beiden Texten ein bedeutender Platz zugewiesen ist, im interkulturellen Kontext behandelt. Die These des Beitrags besteht darin, dass diskursive Praktiken bei Repräsentation von nationalen Gerichten und Getränken an der Produktion von den Unterschieden zwischen dem Eigenen, Anderen und Fremden, an der Hervorbringung von Stereotypen und deren Bekämpfung sowie an Prozessen der kulturellen Hybridisierung partizipieren. Es wird dargelegt, wie die von Homi Bhabha herausgearbeiteten Strategien der Metaphorisierung und Metonimisierung, die für das Bild des Anderen konstitutiv sind, bei der Repräsentation der nationalen Küche eingesetzt werden. So kann man z. B. beobachten, wie Ess- und Trinkgewohnheiten verallgemeinert werden oder von Besonderheiten der Küche auf den nationalen Charakter geschlossen.