Franz Grillparzer (1791-1872) ist eine der wichtigsten Figuren in der deutschsprachigen Literatur und ein Klassiker auf dem Gebiet der Dramatik. Seine Schaffensjahre fielen zeitlich mit der Epoche zusammen, die in der Kunstgeschichte unter dem Namen Biedermeier (1810-1848) bekannt ist und sowohl in politischer als auch kultureller Hinsicht eine Übergangszeit darstellt. Gleich den Besonderheiten des künstlerischen Stils der Epoche bestehen seine theoretische Werke aus mehreren ästhetischen Elementen. Franz Grillparzer widmete der Theorie des Dramas folgende Artikel: ,,Über das Wesen des Drama” (1820) und ,,Über den gegenwärtigen Zustand der dramatischen Kunst in Deutschland”. (1834). Seine Ansichten über Ästhetik sind auch in seinen Tagebücher gesammelt.
Unter allen theoretischen Anschauungen in Bezug auf das dramatische Phänomen hat die Kausalität der Handlungen eine führende Funktion. Nach der Dramakonzeption von Franz Grillparzer basiert das Wesen des Dramas auf dem Prinzip der strengen Kausalität. Die strukturelle Form des Dramas soll nach dem Sukzessionsprinzip gebaut werden, in dem alle aufeinanderfolgenden Teile ein chronologisches und kausales System bilden, wo jeder folgende Teil als logische Fortsetzung der vorherigen Handlung erscheint. Die im Drama dargestellten Linien sollen sich in einer koordinierten Kombination entwickeln und sich auf dem strengen kausalen Prinzip gründen.
Die dialektische Entgegensetzung der Wollen-Sollen-Phänomene ist bei Grillparzer eine organisierende Einheit der Kausalität. Grillparzers Meinung nach hat der Kausalzusammenhang einen doppelten Charakter: Die Kausalität kann sowohl nach dem Gesetz der Notwendigkeit als auch nach dem Gesetz der Freiheit aufgebaut werden. Der Sieg der Notwendigkeit über die Freiheit schafft in der Dramatik keine Tragik, sondern umgekehrt, der Sieg des freien Willens über die Notwendigkeit schafft das Tragische. Der innere Kampf zwischen moralischer Notwendigkeit und freiem Willen bildet eine Kette des Schicksals. Auch das Schicksal hat bei Grillparzer einen doppelten Charakter: Das Schicksal ist etwas, was vom Wollen-Sollen Widerspruch, durch die Charaktere und Handlungen der dramatischen Personen bedingt ist. Aber zugleich ist der Dramatiker der Meinung, dass das Schicksal in der modernen Tragödie geheimnisvoll bleiben soll.
Die alle obengenannte dramatische Phänomene dienen zum Aufbau der Kausalität in der Franz Grillparzers Dramentheorie.