Funktionsverbgefüge im deutsch-georgischen parallelen juristischen Textkorpus

TSU, 107 - 16.20-16.45

Die Frequenz der Funktionsverbgefüge (FVG) ist in den Fachsprachen, die durch ihre Funktionalität besonders geprägt sind, intensiv.  Dies trifft  auf  die Rechtssprache besonders zu, indem die Häufigkeit des Vorkommens von FVG  unter anderem auch dadurch gerechtfertigt wird, dass sie präzisierende  Inhaltsinformation zum Ausdruck bringen.

Die strake Präsenz der FVG in der Rechtssprache wird folgenderweise erklärt: “Da die FVG formelhaft sind und Modellcharakter haben, werden sie bevorzugt in solchen Textsorten (z. B. Fach- und Wissenschaftssprache) verwendet, in denen eine Art Dispositionsausdruck  vorherrscht. Ein solcher Dispositionsausdruck arbeitet stärker mit vorgeformten Fertigteilen, die Denkarbeit erleichtern können” (Helbig/Buscha 1993: 105).

Kjaer (2007: 509) betrachtet die FVG als eine dominante Kategorie der rechtssprachlichen Phraseologismen. Ähnlich wie bei Gläser (2007) sind die FVG Wortkombinationen, die sich aus einem semantischen vagen Funktionsverb und einem Substantiv zusammensetzen, wobei das Substantiv den verbalen Wert des Ausdrucks trägt (Widerspruch einlegen, Klage erheben). Gewöhnlich sind auch syntaktische Zusammensetzungen aus Präposition+substantuv+Verb (in Ktaft treten, unter Starafe stellen).

Aus diesem Grund ist das Ziel des vorliegenden Beitrags, die in einem parallelen deutsch-georgischen juristischen, und zwar Gesetzeskorpus vorkommenden FVG zu analysieren.  Insofern die sprachliche Performanz in der empirischen Korpusarbeit besser zu erfassen ist, finden wir als eine geeignete Forschungsmethode qualitative und quantitative Analyse der Belege. Durch die Anwendung der vergleichenden Methoden werden Frequenzunterschiede nicht nur der FVG, sondern auch der Funktionsverben in beiden Korpora, daneben lexikalische und/oder strukturelle Unterschiede analysiert.

Die wesentliche Stufe unseres Vorhabens ist die Annotierung von FVG in Sätzen mit linguistischer Information und die Erstellung einer parallelen Baumbank. Baumbanken sind nützliche Ressourcen und sie können Anwendung finden nicht nur in praktischen Bereichen, wie Spracherwerb und praktisches Übersetzen, sonderm auch Übersetzungslehre, Korpuslinguistik zur Untersuchung von syntaktischen Phänomenen, Computerlinguistik als Evaluierungskorpora für unterschiedliche NLT Systeme.

 

Referenzen:

1. Helbig,G. Buscha, J. 1993. Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Leipzig, Berlin, München: Verlag Enzyklopedie Lanegnscheidt.

2. Gläser, Rosemarie.  2007. Fachphraseologie. In: Phraseologie - Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. Bd.28.1. herausgegeben von   H. Burger,   D. Dobrovol'skij, P. Kühn , N. R. Norrick. S. 482-505. Berlin: de Gruyter.

3. Kjœr, Anne L. 2007: Phrasems in Legal Texts. In: Phraseologie - Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. Bd.28.1. herausgegeben von   H. Burger,   D. Dobrovol'skij, P. Kühn und N. R. Norrick. S. 506-516. Berlin/New York: de Gruyter.