Das Thema der sog. Präzedenz-Phänomene spielt z.Z. eine große Rolle in der Linguokulturologie. Stofflich werden darunter verschiedenartige Zitate, Reminiszenzen, geflügelte Worte, Namen von historischen Figuren sowie von handelnden Personen aus allgemein bekannten Kunstwerken u. ä. gemeint.
Theoretisch werden als Untereinheiten dieser „Phänomene“ Situation, Text, Name, Handlung (dabei sowohl verbalen als auch nichtverbalen Charakters) angeführt. Diese stoffliche sowie theoretische Heterogenität wirft manche Fragen hinsichtlich der Einheitlichkeit des betreffenden Gegenstandes auf.
Wie es scheint, stellen die „Präzedenz-Phänomene“ nur einen Teil eines komplexeren Prozesses dar, der sich Replikation nennen ließe.
Diese setzt sich aus drei Etappen zusammen: (1) Entstehung einer Präzedenzsituation, -handlung (einschließlich des Agenten), eines -ereignisses (einschließlich des Participanten) → (2) Entwicklung dieser zum individuellen Prototyp einer Gegenstands-, Qualitäts-, Situations-, Handlungs-, Ereignisklasse → (3) Replik (wiederholte Verwendung) im gesellschaftlichen Diskurs. Die konkreten Repräsentanten der einzelnen Etappen dieses Prozesses können entsprechend Replikant (für [1]), Prototyp (für [2]) und Replikat (für [3]) bezeichnet werden.
Als Quelle von Replikanten können sowohl die reale als auch die fiktive Welt der Kunstwerke fungieren.
Die Replikation kann u.a. nominative, pragmatische, ästhetische, apellative, ludische, augmentative, diminutive Funktionen haben.