Im Vortrag werden einige Ergebnisse der Forschunsgsarbeit zusamengefasst, die von mir jahrelang in enger Kooperation mit deutschen Fachkollegen – vor allem mit den Spezialisten der Philosophie der Spaetantike – durchgefuehrt wurde.
Das Ziel des Beitrags ist, einige Aspekte des Konzepts der Freiheit im antiken („paganen“) Neuplatonismus (3.-6.Jh.) zu analysieren. Unter der „Freiheit“ meine ich Freiheit im (1) theologisch-metaphysischen, (2) ontologisch-kosmologischen und (3) psychologisch-ethischen Sinne sowie den Zusammenhang dieser drei Aspekte, der auf folgende drei Ebenen hin perspektiviert werden soll: (a) das Paradox der Freiheit des Einen/Gottes; (b) Freiheit des universellen Intellekts/des Demiurgen mit seinen kosmologischen und anthropologischen Folgen; (c) Freiheit des Menschen als sein Streben nach Vereinigung mit seinen Ursachen, das gleichzeitig die Suche nach dem eigenen wahren Selbst ist. Dabei werden wir besonders jene Wege und Methode analysieren, die, laut Neuplatoniker, uns, Menschen, zur Freiheit schon in unserem „irdischen“ Leben, d.h. solange wir noch im koerperlichen Zustand sind, soweit es nur moeglich ist, fuehren koennen. In diesem Zusammenhang werden wir folgende fuer die neuplatonische Philosophie besonders wichtige Konzepte thematisieren: 1. ‚das Eine in uns‘ als unser wahres Selbst; 2. die Stufen der Tugenden als Weg zur philosophischen Lebensweise, und 3. die Arten der Schau mit ihrer obersten Stufe des ‚Nicht-sehens‘, wenn wir, so Plotin, die Augen schliessen und eine andere Sehefaehigkeit statt der alten in uns erwecken, „welche jeder hat, aber wenige brauchen“ (Plot. Enn. I 6 [1], 8).