Grigol Robakidses Die Hüter des Grals als ein exophones Projekt

TSU, 212 - 15.35-16.00

Grigol Robakidses Roman Die Hüter des Grals ist zu einem Zeitpunkt verfasst worden, in dem sich der Autor bereits im deutschen Exil befand, während seine Heimat unter der sowjetischen Herrschaft stand (1937). Diese Umstände müssen wohl die Thematik und das Sujet des besagten Romans maßgeblich geprägt haben. Obwohl ursprünglich nicht in deutscher Sprache verfasst, zielt der Text darauf, georgische Identität zu konstruieren und diese in einem fremden (deutschsprachigen) Kulturraum zu repräsentieren. Wie sind die Hauptmerkmale des Selbstbildes, das in diesem Roman entworfen wird? Welche Mythologeme werden verwendet, um sie zu konstruieren? Und in Abgrenzung von welchen Fremdbildern kommt diese Konstruktion zustande? – Eben diese Fragen zu beantworten, ist das Ziel des geplanten Beitrags. Infolge der imagologischen Analyse des Texte soll aufgezeigt werden, dass Grigol Robakidses Roman Die Hüter des Grals als ein exophones Projekt betrachtet werden darf, welches hauptsächlich dazu dient, eine Verbindung zwischen der georgischen und der abendländischen Identität herzustellen und diese vom Bolschewismus als dem kulturellen Anderen abzugrenzen. Durch eine derartige Konfiguration der nationalen Identität wird Georgien eine gewisse kulturelle Aufgabe zugewiesen. Das Land wird als Hüter des abendländischen Geistes, der Vergangenheit und der Werte des Okzidents semantisiert. Dabei gewinnen der Dichter und seine Dichtung, sowie der Künstler und seine Kunst an besonderer Bedeutung. Sie treten hier als eine Kraft auf, welche fähig ist, die Vergangenheit zu beleben und die in der Welt verborgenen geheimnisvollen Zusammenhänge zu entziffern.    

 

Schlüsselwörter: Grigol Robakidse, Gral, Exophonie, Selbstbild, Imagologie

 

 

Prof. PhD Levan Tsagareli

 

Ilia State University

School of Arts and Sciences

Kakutsa Cholokashvili Ave 3/5

Tbilisi 0162, Georgia

Phone: +995 / 577 237 787

levan_tsagareli@iliauni.edu.ge

www.iliauni.edu.ge


Levan Tsagareli (1980), PhD, Professor der deutschsprachigen und vergleichenden Literaturwissenschaft an der School of Arts and Sciences der Ilia State University (Tbilissi, Georgien). Studium der Deutschen Philologie, Literaturwissenschaft and Skandinavistik hauptsächlich an der Ivane Javakhishvili State University of Tbilisi (TSU, 1998-2004) and an den Universitäten Hamburg (2001), Wien (2002, 2009) und Stockholm (2005). PhD-Arbeit zum Thema: Arno Schmidts Spätwerk als Metafiktion (2008). Kürzere Forschungsaufenthalte an den Universitäten Saarbrücken (2008) und Düsseldorf (2010, 2013, 2014), an der Humboldt Universität zu Berlin (2014) und Universität Wien (2009, 2015). Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, Poetik des postmodernistischen Romans, Erzähltheorie, Metafiktion, Literatur- und Kulturanalyse (Dekonstruktion), Interkulturelle und Vergleichende Literaturwissenschaft, Theorie der Intermedialität.