Die Redewendungen als sprachliches Zeichen, haben einen komplexen Charakter, sowohl strukturell, als auch semantisch. Sie treten in Aussagen für bestimmte Konzepte auf, sind oft sehr kontextabhängig und schaffen dadurch Verstehens- und Anwendungsschwierigkeiten.
Um Missverständnisse zu vermeiden und Kommunikation zwischen den Kulturen zu ermöglichen, ist es notwendig, sich Unterschiede bewusst zu machen und unter die Oberfläche zu sehen.
In diesem Beitrag werden die Ähnlichkeiten und Unterschiede in Konzeptualisierungen der Emotionen mit dem Körperorgan Nase im Deutschen und Armenischen thematisiert.
Die Vorgehensweise ist vorwiegend semasiologisch, was im kognitiven Sinne die Suche nach somatischen Konzepten als Ausgangspunkt der phraseologischen Forschung bedeutet.
Die Nase ist ein Körperorgan, dem vor allem als dem Riechinstrument unter anderen Sinnesorganen eine bedeutsame Rolle zugeschrieben wird. Die Wahrnehmung der Umwelt durch die Nase setzt eine Vielfalt von Reaktionen in Gang, die auf unsere Gefühle einen großen Einfluss haben. Durch den Geruchssinn kann tiefe Zuneigung oder Abneigung geweckt werden, was sowohl Sachen als auch Personen betrifft. Von daher kommt dem Geruchssinn eine nicht zu unterschätzende Rolle zu, die ihren Ausdruck auch in der Sprache findet.
Unabhängig vom Verb riechen, das das nomen anatomicum ‚Nase‘ semantisch impliziert, ist dieser Körperteil auch an sich interessant. Aus anatomischer Sicht ist die Nase der hervorragendste Teil des Körpers. Im Gesicht des Menschen ist sie auch das wohl charakteristischste physiognomische Element. Der Nase wird sogar eine völkerdifferenzierende Funktion zugeschrieben, wie etwa die Armenier werden durch ihre Adlernase oder die Russen durch die Spitzennase identifiziert. Es ist nicht selten zu hören solche Ausdrücke, wie „armenische Nase, griechische Nase oder russische Nase“. Diese „hervorstechende“ Sonderposition der Nase wird, wie schon gesagt, sehr geschickt in der Sprache metaphorisch benutzt. Dieser vorzügliche Teil unseres Gesichts hat sowohl im Deutschen als auch im Armenischen viele expressive Redensarten veranlasst, die zum größten Teil in der gesprochenen Sprache vorkommen.
Die Nase steht in manchen Idiomen für das ganze Gesicht und sogar für den ganzen Menschen und kommt ziemlich oft zum Emotionsausdruck vor. Kontrastive Analyse der Redewendungen hat festgestellt, dass es der Nase am häufigsten auf der symbolischen Ebene die INTUITION als eine besondere Eigenschaft zugeschrieben wird. Sie kann auch zur Bezeichnung des INTERESSEs in beiden Sprachen, das im negativen Sinne als Neugier und im positiven Sinne als Wissbegierde, betrachtet wird, im Deutschen – VORSPRUNG, im Armenischen- ANSTRENGUNG und in beiden Sprachen ÜBERDRUSS ausdrücken.
In Bezug auf beide Sprachen, wurde festgestellt, dass in vielen Fällen Konzeptualisierungen mit dem Geruchssinn im Deutschen durch Konzeptualisierungen mit dem Seh- und manchmal mit Geschmackssinn im Armenischen ersetzt werden können.