Warum Bedeutungsdefinitionen keine Bedeutungstheorien sind: Bedeutungsparameter Petra Radtkes/Rudi Kellers, Bedeutung/Gebrauch und Übersetzungsprobleme der Vergangenheitsformen von Verben
Was bedeuten Verbformen/Zeitformen von Verben und wie werden sie gebraucht? Unterscheiden sich Gebrauchsregeln von grammatischen Formen hinsichtlich der Regelhaftigkeit von denen der Lexeme?
Diese Fragen sind von Linguisten auf verschiedene Weise beantwortet werden. Im Folgenden wird auf eine Antwort/auf einen Vorschlag zur semantischen Beschreibung von Verbformen eingegangen: Auf den Regelbegriff und das Modell von Bedeutungsparameter Petra Radtkes, das sie in Anlehnung an Rudi Keller (1996) entwickelt hat. „Bedeutungsparameter“ steht für unterschiedliche Gebrauchsmodi von Wörtern: So werden nicht alle Wörter lediglich nach wahrheitsfunktionalen Bedingungen verwendet sondern auch anhand der „sozialen“, situationsbezogenen Kriterien, syntaktischen/innerspachlichen Regeln und manche haben auch eine expressive/subjektive/konnotative Bedeutung. So entscheidet man sich im Deutschen zwischen „Du“ und „Sie“ im Deutschen ausgehend davon, wie sein Verhältnis zum Angesprochenen ist und Wörter „toll“ und „gut“ werden zur positiven Bewertung verwendet, sie unterscheiden sich voneinander aber hinsichtlich der Expressivität. Das Parametermodell soll es ermöglichen, den Wortschatz einer Sprache und dazu auch noch Regeln der grammatischen Formen deckungsgleich zu beschreiben. Durch Rückgriff auf „Bedeutungsparameter“ und Bedeutungsregeln ist Radtke zum Schluss gekommen, dass die Bedeutung von Verbformen („Verbalkategorien“) „etwas Klares und Einfaches“, „keinesfalls vage“ und nur „in seltenen Fällen mehrdeutig“ sind. Radtke hat für deutsche Verben 20 Regeln aufgestellt, die nach Ihrer Meinung ausreichend für die Beschreibung der Bedeutung von Verbformen sein sollen.
Im Folgenden wird ein Gegenentwurf für die oben geschilderte These vorgestellt. Zwar ist der Rückgriff auf Gebauchsregeln und „Bedeutungsparameter“ auch bei der Beschreibung von Verbformen nützlich. Doch können ein deutsch-georgischer Sprachvergleich und Übersetzungsmöglichkeiten der grammatischen Formen ein Gegenteil belegen: Die Anwendung von Verbformen und Lexemen unterscheiden sich nicht grundsätzlich voneinender. Es gibt Fälle, in denen Gebrauchskriterien überschneiden und die Anwendung von Verbformen auch kontextgebunden und mehrdeutig ist.
Angewendet werden Beispiele der Anwendung von georgischen Perfektformen, die mithilfe von GEKKO – dem Korpus der modernen georgischen Sprache (Meurer 2013) gesammelt wurden.
Zitierte Literatur:
Keller, Rudi (1996): Begriff und Bedeutung. In: Joachim Grabowski (Hg.): Bedeutung - Konzepte, Bedeutungskonzepte. Theorie und Anwendung in Linguistik und Psychologie. Opladen: Westdt. Verl, S. 47–67.
Radtke, Petra (1998): Die Kategorien des deutschen Verbs. Zur Semantik grammatischer Kategorien. Zugl.: Düsseldorf, Univ., überarb. Diss., 1997. Tübingen: Narr (Tübinger Beiträge zur Linguistik, 438).
Meurer, Paul (Projektleiter) (2013): GEKKO – das Korpus der modernen georgischen Sprache. Online verfügbar unter http://iness.uib.no/gekko/overview?session-id=234188343724159&corpus=georgian-disamb. Zuletzt geprüft am: 15.03.2013