Den 30 November, 2022

Sektion - 2

TSU, 212 - 16.45-17.00

Nino Osepashvili (Universität Heidelberg, Deutschland) Zur Ursache der starken nationalen Färbung in der georgischen literarischen Moderne Jeder kulturelle Austausch ist ein Translationsprozess. Auch wenn nicht beide Seiten in gleichem Maße daran beteiligt sind, findet dieser Austausch statt. Der Austausch zwischen den größeren und den kleinen Ländern Europas verlief in der Geschichte ungleichmäßig. Die literarische Moderne der nordeuropäischen Kleinstaaten war beispielsweise ziemlich isoliert sowie auch die georgische literarische Moderne, deren Vertreter im Bereich der fremdsprachigen Forschung bis heute wenig präsent sind. Unter dem Sowjetregime war die Tätigkeit der georgischen Autoren der Moderne, vor allem der Dichter-Symbolisten sogar in der einheimischen Forschung tabuisiert, ganz zu schweigen von der europäischen Forschung. Dabei unterstreichen georgische Literaturwissenschaftler, dass die georgische literarische Moderne die gleiche philosophisch-weltanschauliche Grundlage wie die europäische hat, dass sie ihre ästhetisch-poetischen Prinzipien mit der europäischen teilt und als eine originelle Invariante der europäischen Moderne anzusehen ist, die diese erweitert und bereichert. Dennoch erweist die georgische literarische Moderne eigenständige, sie allein kennzeichnende Merkmale, die mit dem literarischen Leben in Tbilissi zu Beginn des 20 Jhs. sowie mit den historischen Hintergründen des Landes verbunden sind. Das Profil der Moderne in Georgien drückte sich durch einzelne Komponenten aus und der Ablauf ihrer Strömungen verlief anders als in anderen Ländern Europas. Wenngleich Strömungen der Avantgarde in europäischen Ländern auch jeweils eigene Prioritäten setzten und unterschiedliche schöpferische Ausdrucksformen wählten, stimmten sie doch im typologischen Ablauf und in der Abfolge der Strömungen überein, während beispielsweise im georgischen Kunst- und Literaturraum auch die Abfolge eine andere war