Den 1 Dezember, 2022

Sektion - 3

TSU, 107 - 17.00-17.15

Maia Liparteliani
(Staatliche Ivane-Javakhishvili-Universität Tbilissi, Georgien)

Mehrsprachigkeits- und Übersetzungsmotive in den
Werken von Ingeborg Bachmann

In der vorliegenden Arbeit werden Mehrsprachigkeits- und Übersetzungsmotive in den literarischen Texten von Ingeborg Bachmann (“Simultan”, “Drei Wege zum See” und “Malina”) analysiert.
Ingeborg Bachmann bezeichnete ihre eigene Herkunft als »eine Welt, in der viele Sprachen gesprochen werden«. Hiermit meinte die Autorin nicht nur den Ort Kärnten, österreichisch-slowenisch-italienisches Dreiländereck, wo sie geboren und aufgewachsen war, sondern sie versuchte über die sprachpolitischen Realitäten der 1920–1940-er Jahre hinaus das gesamte Erbe des alten österreichischen Vielsprachenstaates aufzurufen.
Sprachskepsis und Sprachkritik, Gedanken an die Muttersprache als Tätersprache sowie Mehrsprachigkeit als möglicher Übergang in eine andere Identität sind wichtige Themen des gesamten Werks von Ingeborg Bachmann, die gleichzeitig mit der Frage der Übersetzbarkeit verknüpft sind.
Einerseits fordert Bachmann in ihren philosophischen und poetischen Texten das Recht auf Übersetzung als das neue Menschenrecht, als möglicher Ausweg oder Ausbruch aus dem für die Nachkriegsliteratur charakteristischen Dilemma Muttersprache/Mördersprache ein, andererseits aber stellt sie das Problem der radikalen Unübersetzbarkeit als einen wichtigen Aspekt dar.