Den 30 November, 2022
Sektion - 2
TSU, 212 - 14.45-15.00
Levan Tsagareli
(Staatliche Ilia-Universität, Georgien)
Zwischen Tätern und Opfern: Zur Konfiguration von
Selbst- und Fremdbildern in den georgischen und deutschen
Gedächtnisromanen der Nachwendezeit
Dass Identität und Gedächtnis zusammengehören, ist ein Gemeinplatz der erinnerungshistorischen Forschung. Dabei ist es ausschlaggebend, welche Bedeutung den früheren Erlebnissen bei der Bildung der aktuellen Identitätskonstruktionen verliehen wird. Im Falle eines Traumas wird zudem das Gedächtnis dermaßen destabilisiert, dass es zu einer Identitätskrise führen kann. Der geplante Beitrag wird vor allem auf folgende Fragen eingehen: Welche Selbst- und Fremdbilder bzw. Täter- und Opferrollen werden im Akt des Erinnerns konfiguriert? Und welche Identitätsmerkmale werden infolge einer solchen Konfiguration konstruiert? Anhand der Analyse von Selbst- und Fremdbildern in den georgischen und deutschen Gedächtnisromanen der Nachwendezeit sollen die gegenwärtigen Bedürfnisse nach der Stiftung einer posttotalitären/postkommunistischen Identität aufgezeigt und die durch traumatische Erlebnisse verursachten Identitätsbrüche und -diskontinuitäten aufgespürt werden. Welche Rolle dabei dem ‚Fremden‘ eingeräumt wird bzw. ob eine (Auto-)Exotisierung oder (Auto-)Viktimisierung vorliegt, soll ebenfalls herausgefunden