Ana Kiria
(Staatliche Ivane-Javakhishvili-Universität Tbilissi, Georgien)
Vergleichende Untersuchung zum Begriff der Epistrophé bei Proklos,
Damaskios und Pseudo-Dionysius Areopagita
Die Epistrophé ist das letzte Element der berühmten neuplatonischen Trias von Moné, Próodos und Epistrophé, d.h. Verharren, Hervorgang und Hin- oder Rückwendung. Während das Substantiv Epistrophé und das mit ihm verwandte Verb epistréphō („hinkehren“, „hinwenden“) im frühchristlichen Kontext im Sinne von religiöser Bekehrung verwendet werden (s. z. B. Act. 14, 15; 26, 20), funktionieren sie im Neuplatonismus vor allem als ontologische Termini. Die dynamische Trias von Moné, Próodos und Epistrophé, die ihre systematische Ausarbeitung bei Proklos (412; † 485), der fast ein halbes Jahrhundert lang die neuplatonische Schule von Athen leitete, findet, bezeichnet eine dreischrittige Struktur des Weltprozesses: „alles Verursachte bleibt in seiner Ursache, tritt von dieser hervor und wendet sich auf dieselbe hin“ (Procl. Inst. 35; in der Übersetzung von Onnasch und Schomaker). Mit seiner Triadenkonzeption übte Proklos einen starken Einfluss nicht nur auf die letzten paganen Denker der Antike, sondern auf die mittelalterlichen christlichen Denker, vor allem durch Pseudo-Dionysius, aus.
Das zentrale Ziel des Vortrags ist es, den Begriff der Epistrophé bei Proklos, als letztem Neuplatoniker geltendem Damaskios und unter starkem neuplatonischem Einfluss stehendem Pseudo-Dionysius Areopagita, der sich als einen im 1. Jahrhundert lebenden Schüler des Apostels Paulus verkündet, vergleichend und systematisch zu erläutern. Folgende Fragen sollen im Rahmen des Vortrags beantwortet werden: