Den 30 November, 2022

Sektion - 3

TSU, 107 - 16.45-17.00

Nino Simonischwili
(Staatliche Ivane-Javakhishvili-Universität Tbilissi, Georgien)

             Die erste Ausstellung der georgischen Kunst in Deutschland 1930:
                                Historischer, politischer und kultureller Kontext

Die georgische christliche Kunst, die zum wichtigsten Teil des nationalen Kulturerbes gehört, ist der europäischen Gesellschaft lange Zeit unbekannt geblieben. Vor diesem Hintergrund waren die Ausstellungen der georgischen Kunst sowohl im Berliner Kunstgewerbemusem (Juli/August 1930) als auch im Kölner Kunstverein (September/Oktober 1930) von besonderer Bedeutung, zumal beide Ausstellungen sorgfältig und mit sichtlichem Erfolg organisiert wurden. Zu den Intiatoren der Ausstellungen gehörten die Deutsche Gesellschaft für Osteoropastudien und das Volksbildungskommissariat der Grusinischen (Georgischen) S.S.R.
Anlässlich der Ausstellung erschien ein Katalog mit einem Text „Über den Charakter und Bestand der Ausstellung der mitellalterlichen gerogischen Kunst“ von Georg Tschubinaschwili, dem Begrȕnder der georgischen Kunstgeschichte und Verantwortlichen für den wissenschaftlichen Teil der Ausstellung, sowie mit kurzen Einfȕhrungen des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Osteuropastudien Dr. Friedrich Schmidt-Ott und David Kandelaki, der seinen  Beitrag („Die kulturellen Beziehungen zwischen der Sozialistischen Sowjet-Republik Georgein und Deutschland und ihre gegenwärtigen Aufgaben“) mit „ehem. Volksbinldungskomissar der SSR Georgien“ gezeichnet hat.
Die Austellung war ein großer Erfolg. Wolfgang V. Volbach, der bekannte Fachmann für die frühe christliche Kunst, schrieb: „Auch die  Fachleute sind erstaunt ȕber diesen Reichtum des Gebotenen, der zum ersten Male einen klaren Begriff der georgischen Kunst gibt. Man sieht, dass deises Land gegenȕber seinen christlichen Nachbarländern, vor allem gegenȕber Konstantinopel, stets seine  Eigenart bewahrte.“
Neben der hohen fachlichen Wertschätzung kommt den Ausstellungen eine besondere Bedeutung auch vor dem Hintergrund des historischen und politischen Kontextes, in dem sie stattfanden, zu: Sie beleuchten nicht nur die deutsch-georgischen wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen in der Stalinzeit, sondern auch den breiteren Rahmen der Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Deutschland kurz nach (oder: während) der Machtergreifung  durch Stalin.