Den 1 Dezember, 2022

Sektion - 3

TSU, 107 - 14.15-14.30

Nino Doborjginidze
(Ilia State University, Georgia)
 

Kaukasus entdecken: Carl Ferdinand Friedrich Lehmann-Haupt und die
wissenschaftliche Projektion der kaukasischen Altertümer

Die Fragestellung des Vortrags richtet sich auf den speziellen Fokus der Konferenz, nämlich die Wahrnehmung des antiken Kaukasiens; es wird die erste deutsche wissenschaftliche Projektion der kaukasischen Altertümer diskutiert. Es handelt sich um die Anfänge der wissenschaftlichen Erforschung kaukasischer bzw. georgischer Denkmäler durch deutsche Archäologen und Naturwissenschaftler des 19. Jh. Im Vortrag werden die Beobachtungen und Einschätzungen des berühmten deutschen Archäologen Carl Ferdinand Friedrich Lehmann-Haupt näher betrachtet. Die Markzeichen des antiken Kaukasiens, die von Lehmann-Haupt konzipiert werden, bieten interessante Äußerungen und Einschätzungen über die alte Geschichte sowie über den neueren Zustand der Region, ihrer Völker und Kulturen.
Es werden einige der in den Werken Lehmann-Haupts dargestellten Mikrogeschichten analysiert (Entdeckung chaldäischer Inschriften, Datierung aramäischer, griechischer, lateinischer und hebräischer Inschriften etc.).  Über Arthur Leist lernte Lehmann-Haupt 1898 den georgischen Dichter und Politiker Ilia Tschawtschawadse kennen. Die Beschreibung dieses unvergesslichen Treffens aus seiner Sicht bzw. seine Einschätzung des berühmten Dichters und dessen Umgebung veröffentlichte Lehmann-Haupt 1910 in Form eines Artikels in der Zeitschrift Die Hilfe, die von Friedrich Naumann (und später von Theodor Heuss) herausgeben wurde. Sowohl in diesem Artikel als auch in seinem 1914 veröffentlichten Buch „Armenien einst und jetzt“ wird Tbilissi, die Hauptstadt Georgiens und das Kulturzentrum Transkaukasiens, als eine äußerst interessante multikulturelle Stadt dargestellt.
Wie die Quellenforschung zeigt, wurden die Berichte des deutschen Archäologen an Theodor Mommsen geschickt, der seinerseits die historisch-philologische Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften davon überzeugte, dass das Projekt der Erforschung archäologischer Denkmäler Transkaukasiens unterstützungswürdig sei.