Erkan Zengin
(Hacettepe Universität Ankara, Türkei)
Ost – West Reflektionen in Anne Grosser Rilke’s
Reisebericht
Die engen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Beziehungen zwischen dem Osmanischen und dem Deutschen Reich im 19. Jahrhundert führten zur Gründung eines Bündnisses zwischen beiden Reichen. Neben der Zusammenarbeit zwischen den beiden Reichen während dieser Zeit können wir auch eine intensive Interaktion zwischen den beiden Völkern feststellen. Insbesondere die in Reiseberichten aufgezeichneten persönlichen Erlebnisse geben Aufschluss über die gegenseitigen kulturellen Beziehungen. Aufgrund der überwiegend militärischen Zusammenarbeit wurden viele Reiseberichte dieser Zeit von Männern geschrieben. An dieser Stelle weicht Anna Grosser-Rilke ab. Ihre Schriften bieten eine andere Perspektive, sowohl weil sie eine Frau ist als auch weil sie keinen militärischen Hintergrund hat. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Grosser-Rilke die Leitung der in Istanbul gegründeten internationalen Nachrichtenagentur „Agence de Constantinople“. So hatte sie die Gelegenheit, die türkische Gesellschaft näher kennenzulernen.
In diesem Vortrag werde ich versuchen, das Türkei-Bild in Grosser-Rilkes Reisebuch „Eine angenehme Sada in Istanbul – Von europäischen Palästen bis Yıldız“ darzulegen. Im Hinblick auf die Imagologie wird darauf abgezielt, nicht nur das Orient-Bild der Autorin zu konkretisieren, sondern auch ihre Reflektionen über die Ost–West-Problematik in ihrem Reisebericht wieder zu geben.