Nino Ivanishvili
(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutschland
Staatliche Ivane-Javakhishvili-Universität Tbilissi, Georgien)
Werner von Siemens - Europäischer Unternehmer und
begeisterter Kaukasusreisender
Unternehmer und Erfinder Werner von Siemens (1816–1892) besuchte dreimal Südkaukasien. Das Ziel dieser Besuche bestand in der Konstruktion der transkaukasischen Telegrafenleitung von London nach Kalkutta über die Linie Sochumi-Tbilissi. Aber auch das „stille Sehnen nach den Urstätten menschlicher Kultur“ trieb den Unternehmer in die kaukasische Region. Siemens‘ Reiseerlebnisse schlugen sich in seinen Kaukasusreisen nieder, die ein Kapitel seiner Lebenserinnerungen bilden. Werner von Siemens tritt in seinen Reisebeschreibungen als ein westeuropäischer kapitalistischer Unternehmer auf, den wirtschaftliche Interessen bewegen. Zudem versteht er sich als Europäer, der Zivilisation in die noch unentwickelte Region bringt. Darüber hinaus nimmt er die Rolle eines Reisenden ein, der seine Begeisterung gegenüber den uralten Kulturen und der schönen, unberührten kaukasischen Natur zum Ausdruck bringt. Der geplante Beitrag setzt sich zum einen mit den drei Rollen von Siemens als Europäer, Unternehmer und begeisterter Reisender auseinander, zum anderen wird die Konstruktion und Darstellung der kulturellen Fremdheit in Kaukasusreisen untersucht und die Sichtweise des Autors auf den fremden kulturellen Raum aufgezeigt. Der wichtige Ausgangspunkt, auf dem diese Untersuchung basiert, ist die Erkenntnis, dass Fremdheit keine Eigenschaft einer Person oder einer Kultur, sondern eine Konstruktion der Beobachterinnen und Beobachter ist, die in soziokulturellen und geschichtlichen Relationen, in Bedeutungszusammenhängen und Machtverhältnissen erörtert wird. Je nach sozialem, kulturellem und historischem Zeitabschnitt und Standpunkt der Beobachterin und des Beobachters finden sich unterschiedliche Perspektiven auf die Fremdheit.